Angewohnheiten der Verstorbenen und die Kindheit der Töchter und Söhne nicht kennen

Dieser Fehler ist zugleich der größte! Die Elternhausfotografie hat das Ziel, Erinnerungen an die verstorbenen Eltern und die eigene Kindheit zu bewahren. Dies kann selbstredend nur dann gelingen, wenn ich diese als Fotograf kenne. Aus diesem Grund bieten alle meine Angebote zu Beginn die Hausbegehung mit den Angehörigen an. Mit dem Wissen kann ich mir überlegen, welche Motive zum Beispiel für ein leidenschaftliches Hobby oder eine besondere Verbindung zwischen Eltern und Kindern stehen könnten. Schön während der Hausbegehung kann ich die Motive mit den Angehörigen besprechen. 

Motive inszenieren

Es ist meine Philosophie das Elternhaus, so wie ich es vorfinde, zu fotografieren. Es zeigt in dem Moment seinen Zustand zwischen dem Auszug oder dem Tod der Eltern und seiner Räumung. Der Zustand des oft in die Jahre gekommenen Hauses kann dazu verleiten Gegenstände von seinem Platz zu verschieben um damit ein Motiv zu arrangieren bzw. zu inszenieren. Oder sie vor dem Fotografieren zu reinigen. Solche Veränderungen zum ursprünglich vorgefundenen Zustand des Hauses können auf den Bildern störend wirken. Arrangements können unnatürlich und bemüht wirken, selbst wenn der Betrachter der Fotos die Veränderungen vor Ort nicht gesehen hat. Das Arrangieren von Objekten, insbesondere zu einer Gruppe, erfordert viel Übung und Erfahrung. Ich als gelernter Werbefotograf habe diese Erfahrung, dennoch würde dies die vorgefundene „Natürlichkeit“ zerstören. Inszenierung hat das Ziel, bestimmte (emotionale) Reaktionen auszulösen. Da meine fotografierten Motive auf Grundlage des Gesprächs mit den Angehörigen während der Hausbegehung entstanden sind, ist eine Inszenierung nicht nur nicht erforderlich, sondern gänzlich überflüssig.

Räume in der Totalen fotografieren wie ein Immobilienmakler

Ein weiterer Fehler ist es, Räume wie ein Immobilienmakler in der Totalen zu fotografieren, also den gesamten Raum aufzunehmen. Die Gefahr dabei ist, dass das Motiv dadurch zu unkonkret ist. Angehörige kennen zwar den Raum, aber die Aufmerksamkeit konzentriert sich nicht auf EINE Erinnerung oder Erfahrung. Stattdessen schweift der Blick auf dem Foto umher und verliert sich schnell, ohne eine konkrete Emotion zu finden. Im weiteren Verlauf kann das Foto langweilig werden. Besser ist es, eher Details aufzunehmen, die an eine bestimmte Angewohnheit oder ein Hobby der Verstorbenen erinnert. 

Bildgestaltung vernachlässigen

Zu dem zuvor genannten Fehler (Räume in der Totalen fotografieren) schließt sich fast nahtlos ein weiterer Fehler an, nämlich die Bildgestaltung zu vernachlässigen. Das Wissen über Bildgestaltung ist zunächst ein ziemlich theoretisches, welche durch praktische Arbeit als Fotograf zur Erfahrung wird. Aber weshalb ist die Bildgestaltung so wichtig, wenn doch das Motiv selbst voller Erinnerungen steckt? Die Antwort darauf lautet, dass ein Foto nicht die Realität zeigt. Neben der Überlegenheit des Auges zur Kamera allgemein sehen wir die Realität dreidimensional, während ein Foto nur die Dimensionen Breite und Höhe hat. Die Tiefe des Raums, also die dritte Dimension, kann nur durch gute Bildgestaltung imitiert werden. Ansonsten wirken Fotos eher flach und langweilig. Außerdem ist ein Fotograf darauf bedacht, dass der Betrachter seiner Fotos möglichst lange mit seinem Blick auf dem Foto verweilt. Es braucht dazu „Anker“ und „Barrieren“. Oder anders ausgedrückt: Der Betrachter muss einen Grund haben, sich das Foto länger und immer wieder anzusehen.

Bilder zu stark bearbeiten

Wenn ich ein Elternhaus fotografiert habe bearbeite ich im nächsten Schritt die entstandenen Fotos am Computer. Aber aus welchem Grund tue ich das? Wie bei dem vorangegangenen Fehler bereits erwähnt, ist das menschliche Auge dem Sensor der Kamera weit überlegen. Diese Nachteile des Sensors können zum Teil in der Nachbearbeitung mit einem Bildbearbeitungsprogramm minimiert werden. Dazu korrigiere ich u.a. die Einstellungen Helligkeit, Kontrast und Farbtemperatur. Aber was meine ich mit dem Fehler, dass Bilder häufig zu stark bearbeitet sind? Damit meine ich zum Beispiel Bildbearbeitung, die den Charakter des Bildes verändert. Bildbearbeitung im klassischen Sinn soll die Bildaussage nur unterstützen, aber nicht die vorgefundene Stimmung oder Atmosphäre verfälschen. Für andere Genres in der Fotografie kann starke Bildbearbeitung oder gar Bildmanipulation durchaus seinen Sinn haben. Bei der Elternhausfotografie ist wichtig, nur die tatsächliche Atmosphäre des Hauses zu transportieren. Kinder, die viele Jahre lang dort gewohnt haben würden die Verfälschung sofort erkennen.